Marrakech

Jetzt können wir euch auch verraten, warum wir unbedingt eine bewachte Marina gesucht haben. Wir haben THOR für ein paar Tage alleine gelassen, um ins Landesinnere zu reisen. Und man kann ja schlecht vorher übers Internet verbreiten, dass das Schiff jetzt dann die nächsten Tage ohne Besitzer rumsteht 🙂 Aber ist alles gut gegangen, die THOR schwimmt, ist noch alles da und wir freuen uns auch, wieder daheim zu sein.

Am Tag der Abreise nach Marrakech waren wir bereits um 7 Uhr in der Früh wach (eine Stunde Zeitverschiebung hilft da natürlich), um die THOR für unsere Abwesenheit vorzubereiten. Die Matratzen werden hochkant gestellt, alle Wertsachen sicher verstaut und Vorhängeschlösser an den Backskisten, Außenborder und der Vorschiffsluke aktiviert. Die Seeventile werden zugemacht, das Gas abgedreht und die Batterien abgeklemmt. Christian baut noch das Zündrelais vom Motor aus. So schnell bewegt sich die THOR jetzt nicht weg, ohne das es auffällt. Wir packen zum ersten Mal seit über einem halben Jahr wieder einmal den Rucksack und es fühlt sich fast ein bisschen wie in den Urlaub fahren an. Bin ein bisschen aufgeregt, ob wohl mit dem Schiff alles klar gehen wird und freue mich auf die nächsten Tage in Marrakech.

Der Taxifahrer bringt uns in halsbrecherischer Weise zum Busbahnhof. Wieder mal sind wir froh, hier kein Auto gemietet zu haben. An die Fahrweise kann man sich eigentlich überhaupt nicht anpassen. Die Busfahrt kostet 8 EUR pro Person und für die 245 km sind wir fast vier Stunden unterwegs. Neben zwei anderen Pärchen sind wir die einzigen Touristen im Bus, der bis auf den letzten Platz voll ist. Die neue Autobahn führt quer durch das Hohe-Atlas-Gebirge und natürlich fahren wir bald von der Autobahn wieder runter, um einen Teil der Strecke auf der Landstraße zurückzulegen.

Angekommen in Marrakech setzen wir uns gleich ins Taxi um zum Hotel zu kommen. Das mit dem Hotel ist ja auch so eine Geschichte. Christian war ja vor 15 Jahren oder so schon mal in Marokko und ist damals eben im Hotel ALI (was für ein Name!) abgestiegen, wo er unbedingt wieder hinwollte. Ich war zugegeben etwas skeptisch. Christians Erzählungen von damals lauteten so, dass er Nächte auf der Straße neben dem Wachhaus des Club Med (aus Geldnöten) oder auf einem Campingplatz einfach unter einer Plane verbracht hat. Jetzt war ich daher auf alles zwischen einem Zeltplatz und einer Jugendherberge eingestellt, als wir uns auf den Weg ins Hotel machten. Aber dann die Überraschung: es ist ein richtig nettes Haus, unser Zimmer hat eine eigene Terrasse mit Blick auf den „Djemaa el-Fna“ – Platz, im Zentrum Marrakechs, ist sauber und es gibt sogar eine Badewanne :-). Das Ganze um 35 EUR pro Nacht inkl. Frühstück. Dann erzählt mir Christian natürlich, dass er damals auf einer Matratze auf der Dachterrasse des Hotels um 10 EUR geschlafen hat – aber er gesteht mir ein richtiges Zimmer mit Bett zu. Danke!

Von hier aus können wir uns gleich in den Trubel diese bekannten Platzes stürzen. Der Muezzin ruft gerade zum Gebet, als wir nach einem letzten Blick von der Dachterrasse langsam in die orientalische Nacht eintauchen. An jeder Ecke wird etwas dargeboten, Musikanten begeistern die Menschen mit ihren Trommeln und anderen arabischen Instrumenten und es wird getanzt. Eine große Menschentraube ist rund um einen Geschichtenerzähler versammelt, wo man gleich an die Märchen aus 1001 Nacht denkt. Dazwischen werden kunstvolle Henna-Tattoos gemalt (ich hab auch schon wieder eins), frisch gepresster Orangensaft und marokkanisches Essen in allen möglichen Variationen verkauft. Da mein Henna-Tatto eine Stunde trocknen muss, nutzt Christian die Chance gleich, um mich in den Souk zu führen. Jetzt kann ich eine Stunde lang nichts anfassen, sondern nur schauen. Hahaha…. schlau! Es gibt die schönsten Schuhe, Taschen, Stoffe, Tücher, Keramikarbeiten und vieles Anderes, was ich gar nicht mehr alles aufzählen kann. Die Farben sind kunterbunt und die Händler versuchen, ihre Waren loszuwerden. Oft reicht aber ein mit einem Lächeln begleitetes „La, shokran“ – „Nein, danke“… In den engen Gassen des Souks drängen sich Mopedfahrer (auch oft Frauen), Radfahrer, Eselskarren und viele, viele Menschen. Wer bremst verliert. Der Fußgänger bleibt am besten oft einfach stehen, damit links und rechts mal schnell ein paar Mopedfahrer vorbeirauschen können. Ob es hier wohl auch eine Unfallstatistik gibt? 🙂

An einer Ecke des Platzes ist ein Gebäude mit Planen verhängt und große Bilder wurden darüber gehängt. Hier fand am 28. April dieses Jahres ein Bombenattentat statt, bei dem 25 Menschen, darunter großteils Touristen, starben. Den Menschen hier am Markt merkt man nichts an. Das Leben geht weiter…

Nach ein paar Stunden ist mein Kopf voll mit Eindrücken und um 11 Uhr am Abend schlafe ich schon tief und fest, obwohl draußen noch von irgendwo laute Musik, Stimmengewirr und der Lärm der Autos und Mopeds herkommt.

Am nächsten Tag geht es nach einem guten Frühstück wieder in die Altstadt. Heute die erste wirkliche Herausforderung für mich: wir müssen an den Schlangenbeschwörern vorbei. Dann kommen die mit ihren Schlangen auch noch auf die andere Straßenseite um uns näher hinzulocken. Wir könnten dann bessere Fotos machen. Ich ergreife die Flucht und Christian bekommt bestimmt blaue Flecken an seinem Arm, so fest halt ich mich fest. Ich hab halt mal schreckliche Angst vor Schlangen…

Wir sehen uns einen wunderschönen Palast (Palais de Bahia) an und ersteigern dann am Markt noch ein paar Souvenirs. Klar werden wir übers Ohr gehauen, aber bei Licht betrachtet kosten die Dinge im Vergleich zu Europa eh trotzdem wenig. Wir beschließen morgen wieder zurück nach Agadir zu fahren. Zu lange wollen wir die THOR nicht alleine lassen und an Bord können wir unser Budget wieder schonen. Der Ausflug hat sich aber auf alle Fälle gelohnt, es war echt schön in Marrakech!

Leider, leider habe ich nicht meine Spiegelreflexkamera sondern nur die kleine Digitalkamera mitgehabt. Sicherheitsdenken irgendwie. Und jetzt ist die Qualität der Bilder nicht die beste 😉 vielleicht bekommt ihr trotzdem etwas vom Flair Marrakechs mit!

Hier geht’s zu den Bildern:

http://www.flickr.com/photos/sailingaroundtheworld/sets/72157627849497933/

Reise nach Marrakech

3 Antworten auf “Marrakech”

  1. Bei den Texten und Bildern mit ihren filigranen Details der Motive und der Farbenpracht kommt die Erinnerung wieder. Danke
    LG Mama

  2. Yeah! Hotel Ali rocks!
    Grüße von einem, der dort auch schon mal übernachtet hat.

    Habt ihr eine ungefähre Ahnung, wie lange ihr auf den Kanaren bleiben wollt?

    Jens

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