Wer es genauer wissen will: unser Logbuch Transatlantik

Hier kommt also die Langfassung unserer Atlantiküberquerung. Wir haben einfach hier unser Logbuch abgeschrieben. Ist vielleicht nicht für alle so spannend, aber man kann sich vielleicht ein bisschen ein Bild davon machen, wie es ist, 23 Tage am Atlantik unterwegs zu sein… Obwohl ich gestehen muss, dass wir selbst uns das gar nicht vorstellen konnten, bis wir ablegten… obwohl wir Dutzende solcher Berichte vorher gelesen haben. Es ist dann doch ganz anders! Man kann es auch nicht richtig beschreiben – aber am Ende der Reise weiß man doch, dass man was geschafft hat und Müdigkeit und blaue Flecken sind schnell vergessen!

Worüber wir aber auch richtig froh sind, ist die Tatsache, dass wir beide nicht seekrank werden! Klar, es kann schon mal vorkommen, wenn man zu lange unter Deck überm Kartentisch hängt, dass man ein flaues Gefühl in der Magengegend bekommt. Aber da geht man raus und schon ist es wieder vorbei. Wenn man da so die Berichte anderer Segler (interessanterweise meist von Frauen) hört, ist das nicht wirklich seekrank sein. Die müssen dann tagelang mit Zwieback und Wasser auskommen, weil nichts anderes im Magen bleibt und die Reise liegend verbringen. Das muss echt schlimm sein!! Wir hatten jedenfalls immer einen gesunden Appetit, obwohl uns die hohen Wellen mitunter einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, weil man nichts Frisches kochen konnte. Da mussten dann Dosenfutter, Asia-Nudeln, Kartoffelpüree und Suppen herhalten. Alles, wozu man nur heißes Wasser braucht 😉

Unsere Wacheinteilung sah so aus, dass wir von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang abwechselnd 3 Stunden Wache hatten. Tagsüber war das Ganze dann eher flexibler. Wer gerade müde war, ist schlafen gegangen. Ansonsten waren wir zu zweit draußen. Zwei Stunden vor Sonnenuntergang war dann meist Zeit, die wir gemeinsam verbrachten, sonst sieht man sich vielleicht doch nicht so oft 😉 Da wurde dann gequatscht, gekocht und gegessen. Es gab Tage, wo man fitter war, an anderen Tagen hätte man dauerschlafen können. So haben wir auch bei den Nachtwachen immer eine Eier-Uhr draußen, die im 15-20 min. Takt gestellt wurde. Zeit für einen Rundum-Blick, dann konnte man wieder einnicken. War echt oft nötig. Irgendwann kann man nämlich nicht mehr wach bleiben. Und selbt diese ultrakurzen Schlafpausen haben dann geholfen. Der Schlafmangel ist eigentlich das Einzige, was mir an Negativem an der Atlantiküberquerung hängen geblieben ist. Mir schaudert’s schon vorm Pazifik, der ist ja noch viel größer!!! Aber bis dahin vergehen ja noch ein paar Monate 🙂

So, nun zu unseren täglichen Aufzeichnungen – meistens bin ich fürs Logbuch zuständig, gelegentlich hat aber auch Christian was notiert:

14.12.2011
Der Start unserer Atlantiküberquerung um 14.30 Uhr! Statt 5 Bft. aus NW haben wir im Moment Flaute und tuckern unter Motor dahin. Aber es gibt bestes Gulasch – haben wir für die ersten 2 Tage vorgekocht! Sehr viele Sternschnuppen!!! Schon eine schwierige erste Nacht – kein Wind bzw. Wind aus der falschen Richtung. Schon sehr nervig. In der Früh stimmt dann aber die Windvorhersage. Wir rauschen mit bis zu 7 Knoten dahin (unsere Rumpfgeschwindigkeit), reffen dann aber und fahren nur mit Genua weiter.

Luftdruck: 1026 mbar
Wind: SE 3-4, später NE 5
Segel: Groß, Genua – später Genua

die ersten Tage war es noch ganz schön kalt

15.12.2011
Wind und Welle in Ordnung, wir kommen voran. Die Schublade mit den Suppen fliegt immer wieder aus der Halterung. Wind 5 – 6 Bft. in Böen 7 – 8 Bft. Welle 3 – 4 m. Stimmt exakt. Wir haben ja keinen Windmesser installiert und müssen uns so auf den Wetterbericht und unsere Beobachtungen der See verlassen. Aber mittlerweile können wir das ganz gut schätzen 🙂 In der Nacht ist es etwas unheimlich, wenn sich die riesigen Wellenberge von hinten ranschieben. Aber man gewöhnt sich auch daran… super Etmal von 120 sm! Haben Kontakt mit der Intermar-Funkrunde um 16:30 Uhr und bekommen das Wetter. Die meinen aber, dass wir zu leise sind und etwas mit der Antenne nicht in Ordnung ist.

Etmal: 50,6 sm (Etmal ist die gefahrene Strecke innerhalb von 24 Stunden – von Mittag bis Mittag des nächsten Tages)
Luftdruck: 1026 mbar
Wind: NE 5-6 in Böen 7-8
Segel: Genua

16.12.2011
Eine große Welle ist grad bis in den Salon runter gespritzt. Alles naß. So ein Scheiß. Ab sofort wird der Niedergang ständig mit den Steckschotts verschlossen. Wir zischen dahin. Wenigstens ein Vorteil an dem Wetter. Bestes Etmal bisher 130 sm! Es gibt nichts Besonderes zu berichten. Wir sehen kaum andere Schiffe. Ich kann mir grad nicht vorstellen, wie das die nächsten 3 Wochen sein wird. Schon anstrengend irgendwie. Später werden die Wellen weniger, wir nehmen sie so 20° von hinten, im Surf erreichen wir bis zu 11 Knoten Fahrt! Wir bekommen auf der Frequenz 14.313 kHz nichts mehr rein. Mist. Wir holen uns das Wetter jetzt von den Amerikanern – auch über Kurzwelle, aber raus kommt dann ein Wetterfax am Laptop, also kein Sprechfunk. Also empfangen können wir gut mit der Funke, das Senden macht nur anscheinend Probleme. Müssen wir in Martinique tatsächlich mal einen Fachmann ranlassen.

Etmal: 120 sm
Luftdruck: 1027 mbar
Wind: NE 6
Segel: Genua gerefft

so sehen unsere Wetterberichte aus

17.12.2011
Keine nennenswerten Ereignisse.

Etmal: 130 sm
Luftdruck: 1026 mbar
Wind: NE 5-6
Segel: Genua gerefft

18.12.2011
Selbst Christine hat sich an die ab und an auftauchenden Riesenwellen voll gewöhnt. Sie ringen uns nur noch gelegentlich Ehrfurcht ab. Wind und Welle von hinten, wenn das Boot im Surf aus dem Ruder läuft, dann wird gerefft. Speed max. gestern wohl so 12,4 Knoten lt. GPS – das ist fast die doppelte Rumpfgeschwindigkeit, aber der Autopilot und die Thor schaffen das schon. Reffen und Ausreffen sind unsere einzigen Segelmanöver. Autopilotstellung und Segelstellung (fahren nur mit der Genua) bleiben seit 3 Tagen unverändert. Durch die Schaukelei kommt im Moment alles zum Erliegen. Keiner will mehr so richtig kochen oder spülen, oder sonstwas machen. Schlaf wird knappes Gut, die Lider hängen bei Christine und mir auf Halbmast.

Etmal: 135 sm
Luftdruck: 1025 mbar
Wind: ENE 4-5
Segel: Genua gerefft

19.12.2011
Der Wind wird etwas weniger, die Wellen etwas niedriger, aber auch chaotischer. Der Schlafmangel setzt uns nun schon etwas zu. Heute ist Duschen mit Seewasser angesagt. Schwerstarbeit bei der Schaukelei. Aber wir sind gut gelaunt. GPS-Reisecomputer funktioniert nicht richtig, verliert ab und zu Satelliten. Christian hat Couscous mit frischem Gemüse gekocht und ich hab aufgeräumt und Brot gebacken!

Etmal: 120 sm
Luftdruck: 1025 mbar, geht langsam runter auf 1022 mbar
Wind: NE auf E drehend, 4-5
Segel: Groß, Genua

20.12.2011
Heute beim Segel setzen in der Früh hat die Vorschot meine Mütze und Stirnlampe vom Kopf gelupft und versenkt. Die schöne hellblaue von Icebreaker und die neue Petzl-Lampe. Schade. Was Positives: Es wird endlich wärmer! Kurze Hose und T-Shirt tagsüber. Weniger Wind. Dafür werden wir aber auch langsamer. Weiß nicht, was mir lieber ist. Bordchemie stimmt, uns gehts gut, und ich freue mich, mit meinem Schatz unterwegs zu sein.

Etmal: 117 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: E 3-4, später E 3
Segel: Groß, Genua

21.12.2011
Die Sonne brennt tagsüber schön runter, in der Nacht ist es noch ziemlich kalt. Christian hat es geschafft, über Amateurfunk die Position zu versenden, ev. auch E-Mails. Werden wir heute noch mal probieren. Ist noch nicht ganz sicher, ob das wirklich funktioniert hat. Am Nachmittag wechseln wir die Segel. Zwei ausgebaumte Genuas sind unsere Passatbesegelung. Wir ändern unseren Kurs auf Martinique direkt auf der Großkreisroute 263°.
6:50 Uhr: wir sehen seit 4 Tagen zum ersten Mal wieder ein Schiff. Handelt sich um ein Containerschiff. AIS-Radar funktioniert. Unsere Position: 20°32′ N, 30°28′ W

Etmal: 114 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: E 4
Segel: Passat (unsere 2 Genuas)

unsere Passatbesegelung

22.12.2011
Wir haben die ersten fliegenden Fische gesehen, einer ist auch an Deck gelandet. Da er aber noch lebte, haben wir ihn wieder zurück ins Wasser befördert. Heute ist Crew-Waschtag mit Süßwasser auf der Thor. Einmal in der Woche gibt es jetzt eine Süßwasserdusche, die restlichen Tage waschen wir uns mit Salzwasser. Verträgt die Haut auch ganz gut. Ich lasse leider die große Pütz (=Eimer/Kübel für Nichtsegler) über Bord gehen. Wir waren einfach zu schnell und sie füllte sich so schnell mit Wasser, dass ich sie nicht mehr halten konnte. Hab’s natürlich versucht und mir damit wieder ein paar blaue Flecken eingefangen, weil ich so an der Reling hing. Selber schuld! Aus den überreifen Bananen mache ich leckere Bananenmilch mit einer Prise Zimt und einem Schuß Rum. Alles gut an Bord. In der Nacht werden wir die ersten 1.000 Meilen des Törns geschafft haben! Darauf trinken wir ein Glas Sekt. In der Nacht stellen wir leider auch fest, dass wir versehentlich die Starterbatterie des Motors tiefenentladen haben. GPS/VHF-Funkgerät/AIS laufen darüber und die waren jetzt die ganze Zeit an – also Batterie leer. Mist. Lassen den Motor mal eine Stunde zum Aufladen laufen. Das Starten können wir kurz mit der Verbraucherbatterie überbrücken, dann läuft er.

Etmal: 125 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: E 3-4, später SE 4-5
Segel: Passat

23.12.2011
Der Wind frischt wieder auf und wir kommen zügig voran. Im Laufe des Tages dreht der Wind etwas südlicher und wir müssen das Backbord-Vorsegel bergen. Der Spibaum ist etwas verbogen. Noch immer sind wir schnell unterwegs. Durchschnittsgeschwindigkeit von über 6 Knoten. Die Nacht wird eine der ungemütlichsten des ganzen Törns bisher. Wir kommen in eine Gewitterfront rein. Der Autopilot fällt kurz aus, sodass wir kurz in den Wind fahren und das Segel back steht. Der Spibaum bricht in der Mitte auseinander. Zu viel Druck drauf. Was für ein Scheiß. Danach kommen auch schon die ersten stürmischen Böen der Regenfront heran, wir reffen auf Handtuchgröße. Der Wind kommt aus Süden, Welle von der Seite. Die Thor wird wie ein Gummiball zwischen den Wellen herumgeschossen. Es kracht an allen Seiten und dann noch Blitze überall – vor uns, hinter uns! Sorge um die Elektrik. Wir klemmen die Antennen der Funkgeräte ab und warten. Mehr können wir nicht tun. Es wird eine verdammt lange Nacht. Immer wieder ziehen schwarze Wolkenbänder mit Blitzen über uns weg. Aber es passiert zum Glück nicht mehr. PS: Habe super gute Pizza mit Chorizo, Oliven und Paprika gebacken – das Highlight des Tages!

Etmal: 134 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: SE 4-5, später 3-4
Segel: Genua, später gerefft

24.12.2011
Frohe Weihnachten! Wir sitzen völlig übermüdet von der letzten Nacht im Cockpit, trinken Unmengen an Kaffee und essen Weihnachtskekse. Jetzt war das Wetter in den letzten Tagen super und grad an Weihnachten wird es ungemütlich. Schon ein bisschen unfair. Die Sonne schafft es kaum, die graue Wolkenwand um uns herum zu durchbrechen. Mal sehen, wie das so wird. Christian schläft jetzt erst mal und ich höre am Laptop Weihnachtsmusik. Da fließt schon ein Tränchen und ich hab Heimweh nach meiner Familie. So ein bisschen. Wir sind mitten am Atlantik und weit und breit keine Menschenseele zu sehen… Aber hey, wer kann schon behaupten, mitten am Atlantik Weihnachten gefeiert zu haben? 🙂 Im Laufe des Tages wird das Wetter doch noch richtig schön und wir genießen es. Am Nachmittag gibts einen Weihnachtsfilm am Laptop („Bad Santa“- hehe), dann Bescherung mit unserem kleinen Holz-Bäumchen. Wir bekommen viele tolle Geschenke und essen dann noch Fleischbällchen mit Rotkraut und Semmelknödel- unser Weihnachtsgansersatz. Dazu teilen wir uns ein Bier. Ein schöner Tag! Wind und Welle werden etwas weniger. Im Laufe der Nacht schläft der Wind ein. Schon wieder Wetterleuchten – diesmal aber ohne Regen. Also wieder Antennen abklemmen…

Etmal: 121 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: SE 3-4, später 0-1
Segel: Genua

das wird unser Weihnachtsbaum!
fachmännisch zusammengebaut
viele tolle Geschenke!!!
Bescherung!
unser Weihnachtsmenü

25.12.2011
Flaute! Die Segel knallen. Am Nachmittag kommt wieder ein bisschen Wind. Wir setzen das Groß dazu und kommen wieder voran… aber nicht lange und der Wind schläft komplett ein. Wir schauen in das Wetterfax und fassen einen Beschluss. Wir starten den Motor und wollen einen Tag nach Süden motoren, wo es laut Wetterfax wieder Wind gibt. Und die Motorbatterie gehört sowieso geladen. Morgen wollen wir Bergfest feiern! Zwischendurch immer wieder Regen, teils heftige Schauer. In der dritten Nacht in Folge schon wieder Wetterleuchten. Rundherum in allen Richtungen Blitze. Sehr mulmiges Gefühl. Aber es passiert zum Glück nichts. Sind wegen dem Wetter schon leicht frustriert. Sehen zum ersten Mal Wale!

Etmal: 101 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: 0
Segel: Groß, Genua – später Fahrt unter Motor mit Groß

26.12.2011
Wir sichten wieder mal ein Containerschiff zur Abwechslung. Wale kommen ganz nahe an uns ran. Man hört es immer wieder mal prusten und sieht ihre Finne. Tagsüber wieder Flaute. Echt anstrengend. Um 17:00 Uhr haben wir wieder Wind. Motor ist seit in der Früh aus. Übrigens: Alle Gute zum Geburtstag Mama! Wir feiern jetzt Bergfest!!! Das Wetter scheint besser zu werden. Das Kochen wird schon anstrengend, weil es mittlerweile viel zu warm dafür ist. 27° C im Schiffsinneren, draußen 26° C, Tendenz steigend 🙂 Aber ich finde es super! In der Nacht wieder Gewitter und Regen…

Etmal: 95,9 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: NE 3
Segel: Genua – später Passat

27.12.2011
Blauer Himmel, 27° C draußen, Sonne, guter Segelwind, alles gut!

Etmal: 108 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: E 3
Segel: Passat

es geht uns gut 🙂

28.12.2011
Wieder schönes Wetter, guter Wind und es wird immer wärmer. Haben schon das Bimini aktiviert und brauchen mehr Wasser als in den letzten 2 Wochen. Haber aber noch genug (sind mit ca. 300 l Wasser gestartet). Die Thor gleitet wie auf Schienen dahin, Meile um Meile frisst sie sich durch den Atlantik. Braves Mädchen. Die Tage vergehen schnell, man schläft viel, liest viel, dazwischen wird gekocht, gegessen und über alles Mögliche gequatscht. Ist schon schön. Dazwischen müssen immer wieder mal Kleinigkeiten repariert werden, aber so ist uns auf keinen Fall langweilig. Christian blättert ganz versonnen im österreichischen Spezialitätenkochbuch – ob er nach 14 Tagen auf See schon Entzugserscheinungen hat? Das frische Gemüse ist bis auf einen Kopf Weißkraut und 3 Auberginen aufgebraucht. Leider war die Qualität vom Gemüse nicht die Beste. Einiges musste über Bord. Und wir haben außerdem noch Kartoffeln, Zwiebel und zwei Orangen…

Etmal: 134 sm
Luftdruck: 1023 mbar
Wind: E 3-4
Segel: Passat

unsere Seekoje - nur kurz ein bisschen schlafen

29.12.2011
Wind E / NE, Front zieht durch, kurzzeitig Wind mit 6 Bft. Dauer ca. 1 Stunde. Sehr schwellig, alles ist anstrengend, selbst Rumliegen. Wir reduzieren die Segelfläche auf eine Genua. Die Stagreiter-Genua kommt runter und wir fahren mit der Rollreff-Genua weiter. Es ist mehr Wind vorhergesagt und dann lässt es sich leichter reffen. „Puh, die Wellen sind ganz schön hoch“, meint Christian, als er mich um Mitternacht zur Wachablöse weckt. Kriecht in seine Koje, dreht sich um und schläft. Was für eine Motivation, wenn man weiß, dass man jetzt die nächsten 3 Stunden da alleine draußen sitzen muss. Und die Wellen sind wirklich hoch, lt. Wetterfax durchschnittlich (!) 13 Fuß, das sind ca. 4,3 m. Das heißt, dass es dann auch Wellen gibt, die lt. unserer Schätzung um die 6 m hoch sein müssen. Vor allem der Lärm geht auf die Nerven. Die Wellen brodeln und rauschen unter dem Schiff durch, man glaubt schon oft an einen Wassereinbruch. Schlafen kann man da nicht so wirklich, obwohl das jetzt echt wichtig wäre. Naja, was soll’s. Augen zu und durch. Noch 905 Seemeilen bis Martinique. Die Wellen steigen wieder ins Cockpit ein…

Müssen uns übrigens für die nächste Überfahrt was zur Lagerung der Wasserkanister überlegen. Haben sie an die Reling gebunden, aber unser besandetes Deck hat den Boden der Kanister durchgescheuert und das Trinkwasser war weg. Zum Glück rechtzeitig bemerkt, weshalb wir nur ca. 12 l verloren haben.

Aktuell 2:45 Uhr: im Viertelstundentakt ziehen jetzt auch noch Regenschauer über uns hinweg. Zum Glück ohne Blitze. Im Moment gefällt mir das hier gar nicht. Zeit für die Wachablöse.

Etmal: 131 sm
Luftdruck: 1023 mbar
Wind: ENE 5
Segel: Genua

30.12.2011
Noch mehr Wind, höhre Wellen und dazwischen immer wieder Regenschauer

Etmal: 126 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: ENE 6
Segel: Genua gerefft

ab und zu muss auch mal der Schlafsack zum Abwettern der kurzen Regenschauer herhalten

31.12.2011
Wetter unverändert. Alles ist anstrengend. Hab mich jetzt aber doch gezwungen, Brot zu backen. Ansonsten gibt’s immer nur Müsli zum Frühstück. Haben heute unseren ersten Hochzeitstag! Christian hat mir versprochen, dass wir das in Martinique noch einmal ein bisschen nachfeiern und fein essen gehen werden. Seit gestern sehen wir immer mehr Sargasso-Kraut – ob wir da in der berüchtigten Sargasso-See feststecken werden? Ofenwarmes, knuspriges Brot mit Leberwurstaufstrich und Essiggurkerl – ein Gedicht!

Immer wieder Regenschauer, die nur kurz dauern, dahinter sieht man immer schon den blauen Himmer wieder. Innerhalb von 1 Minute ist trotzdem alles klatschnass. Sehen zum ersten Mal seit Gomera Delfine. Sie sind zu weit und spielen mit der Thor. Wenn das kein gutes Zeichen ist, was dann? Feiern um 21:30 Uhr, dass wir 2.000 Seemeilen gesegelt sind. Noch 697 Seemeilen to go. Das schaffen wir auch noch! Ein Glas Sekt um Mitternacht, Prosit Neujahr!

Etmal: 117 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: NE 5-6
Segel: Genua gerefft

01.01.2012
Ein ereignisloser Neujahrstag. Welle ist noch immer hoch, der Wind lässt aber bis zum Abend etwas nach. Nur noch 5 Bft. Tagsüber scheint die Sonne, aber am späten Nachmittag zieht dann wieder ein Regenschauer nach dem nächsten durch. Das verspricht wieder eine lustige Nacht zu werden. Habe nachts dann ausgerefft, weil wir schon zu langsam werden. Haben angefangen, die Ankunftszeit zu berechnen. Im Moment schätzen wir Freitag Abend.

Etmal: 123 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: E 5
Segel: Genua gerefft, dann ausgerefft

02.01.2012
Wir düsen mit ausgereffter Genua dahin. Wollen nur noch ankommen. Mal sehen, ob wir es bis Freitag schaffen. Wetter war gut in der Nacht. Das Wellenbild ist in der Nacht besser geworden. Die Wellen sind nun endlich so langgezogen, wie man es vom Atlantik erwartet.

Gerade hat uns eine Welle von der Seite erwischt – just in dem Moment, als wir die Vorschiffsluke kurz zum Lüften offen hatten. Perfektes Timing 🙂 Hab heute Geburtstag!! Es gibt leckere Sachen: Manner-Schnitten (schon etwas alt), Almdudler, Pizza und ein kleines Bier.

Etmal: 135 sm
Luftdruck: 1021 mbar
Wind: E 5
Segel: Genua

03.01.2012
Zweiter Spibaum in der Nacht gebrochen. Durchschnittsgeschwindigkeit sinkt, wir fahren Schmetterling (Groß und Genua). Tagsüber wunderschönes Segeln, Christian hat aus dem Bootshaken einen provisorischen Spibaum gebastelt, der sich am Oberwant abstützt – funktioniert relativ gut! Delfine begleiten uns eine Weile. Thor hat sich die 7-Meilen-Stiefel angezogen.

Etmal: 132 sm
Luftdruck: 1022 mbar
Wind: E 4
Segel: Groß, Genua

04.01.2012
Müssen in der Nacht wegen der Regenböen reffen, fahren mit gerefftem Groß weiter. Durchschnittsgeschwindigkeit von gestern auf heute 6 Knoten! Christian hat arge Rückenschmerzen und in der Früh erst gar nicht aufstehen, eine Schmerztablette hilft. Gut, dass wir nur noch zwei Nächte brauchen. Ich muss bei 30° C Außentemperatur für den „Patienten“ Suppe kochen… Die Temperatur steigt weiter, Christian lacht mich dabei aus – ich glaube ihm geht’s gar nicht so schlecht…

Etmal: 142 sm
Luftdruck: 1021 mbar
Wind: E 4-5
Segel: Groß, Genua, später gerefftes Groß

05.01.2012
Der Wind macht’s nochmal spannend, werden wir wirklich Freitag ankommen? Windstärke aktuell 1-2 Bft. – grummel. Wir fahren weiter Schmetterling und „kriechen“ mit 3 – 4,5 Knoten dahin. Gestern hat Christine unser 3. Schiff am Horizont entdeckt. Um 6 Uhr Motor an, Genua wird geborgen. Entenmuscheln wachsen in den Cockpit-Lenzrohren. Wie wohl der Rumpf aussieht?

Etmal: 119 sm
Luftdruck: 1020 mbar
Wind: E 2-3
Segel: Groß, Motorsegeln

06.01.2012
13:30 Uhr Ankunft in Le Marin auf Martinique. Wir haben es geschafft!!! Jetzt wird gefeiert!!!

Etmal: 122 sm
Luftdruck: 1020 mbar
Wind: E 4
Segel: Groß, Genua

Vorbereitungen für die Einreise - Gastlandflagge und Q-Flagge
unsere Ankerbucht
erste Kontakte mit den Einheimischen
jetzt wird gefeiert!

10 Antworten auf “Wer es genauer wissen will: unser Logbuch Transatlantik”

  1. Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreiichen Atlantiküberquerung. Einfach nur toll, wie ihr das gemeistert habt! Wir haben mitgefiebert und sind froh, dass ihr es geschafft habt und gesund angekommen seid. So hohe Wellen können einem schon gehörigen Respekt einflößen – aber man wächst ja mit seinen Aufgaben. Viel Spaß in der Karibik!

    Uschi und Jock von „Jaybarida“

  2. Herzlichen glückwunsch nach drüben in die „neue welt“!
    Auch als „buchtenskipper“ kann man mitfiebern und mitträumen.
    Die „news“ von der thor sind spannender als finanzkrise und wulffspektakel!
    Zum ersten mal bin ich richtig neidisch in meinem Leben und bedaure
    daß mein Schiff mit 7,50 wohl zu klein ist und der Skipper zu alt.
    Schön daß es euren blog gibt! Alles gute für die spannende zukunft!

    ulrich z.

  3. Ihr seid trotz allem gut vorangekommen ! … Le Marin (träum) 😉 das erste Mal Wasser bunkern seit Gomera (aber schon von Tobago kommend…) und mit dem Einkaufswagen direkt ans Dingi (der pure Luxus 😉 ) Wenn Ihr „angekommen“ seid und Bock auf Infos habt – mail me – aber schickt Sonne und Feeling mit 😉 LG

  4. Toller Reisebericht! Wirklich eine tolle Leistung den Atlantik quasi in ‚Handarbeit‘ zu ueberqueren- da weiss man was man geschafft hat. Super Bilder! (Werden gleich per post nach Marktgraitz weiter geleitet.)

  5. Einfach super, wir freuen uns für Euch 🙂 ganz liebe Grüße aus Raumberg von den Danglmaier’s, Steffi und Alex

  6. Hallo ihr zwei Lieben! Bin überaus stolz auf euch zwei & die brave, tapfere Thor! 😉
    Beim Lesen fiebert man mit, weint mal kurz und lacht dann wieder…. Genießt euren Aufenthalt! Viele Bussis von uns und besonders vom Lenchen an die Godi!!

  7. Ihr 2 seid ja voll der Hammer! und ich bewundere eure Kochkünste auf hoher See! Wir „ertrinken“ in der Zwischenzeit hier am Bleiberg im Schnee, es schneit und schneit, der volle Wahnsinn.
    voll super, eure Berichte zu lesen.
    liebe Grüße, Barbara

  8. Was für ein eindrucksvoller Bericht! Danke dafür! Inzwischen seid ihr bestimmt ausgeschlafen und so richtig in der Wärme angekommen. Lieben Gruß, eure vier Conrads

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