Tag 3: St. Helena – Azoren

Unser Aufenthalt auf St. Helena war kurz, hat sich aber auf alle Fälle gelohnt. Wir konnten das Inselinnere bei einer Tagestour mit den Crews von Aspasia und Orion erkunden und waren überrascht, wie grün diese Insel doch ist. Saftige Weiden für die ca. 1.500 Rinder auf der Insel lassen einen an Almen in Österreich denken. Und die historischen Stätten, in denen Napoleon Bonaparte von 1815 bis 1821 als Gefangener im Exil gelebt hat, waren auch wirklich sehenswert.

Als eine Attraktion der Inseltouren wird im Moment auch noch die Baustelle des für 2016 in Betrieb gehenden Flughafens angeboten. Eine spektakuläre Start- und Landebahn, die direkt an steilen Hängen ins Meer beginnt und endet. Da bleibt dann kein Platz für Fehler. Für die rund 4.500 Einwohner der Insel wird die Flugverbindung schon eine wesentliche Erleichterung sein, auch wenn vorerst nur ein Flug pro Woche geplant ist. Derzeit muss man bei Krankheitsfällen mit dem Schiff entweder nach Kapstadt oder Ascension und von dort weiter mit dem Flugzeug und da ist man mindestens 5 Tage unterwegs. In manchen Fällen wird sogar ein vorbeikommendes Containerschiff aufgehalten um die Patienten aufs Festland zu bringen. Es gibt zwar ein kleines Krankenhaus mit 54 Betten und 6 Ärzten auf der Insel, aber dort ist man eben auch nicht mit modernsten Geräten ausgestattet.

Ob durch den Flughafen viel mehr Touristen kommen werden, bleibt abzuwarten. Das hält zum Glück auch noch einige Investoren ab, mit dem Bau eines 5-Sterne-Hotels mit 18-Loch Golfplatz zu beginnen. Uns wurde der geplante Standort gezeigt. Wo heute noch ein einzelner Bauernhof inmitten eines Märchentals liegt, soll bald das Hotel und der Golfplatz entstehen. Die Inselbewohner finden das natürlich klasse, weil so Arbeitsplätze geschaffen werden, aber wir sind da eher skeptisch. Wie sich die Insel wohl in den nächsten 10 Jahren verändern wird? Oder kann sie ihren ursprünglichen Charme weiterbehalten?

Wir nutzten auch die Gelegenheit uns noch einmal mit frischem Gemüse einzudecken und unsere Wassertanks aufzufüllen. Leider mussten wir feststellen, dass unsere flexiblen Wassertanks, die wir bei so langen Überfahrten zusätzlich am Achterdeck fahren und die ca. 80 l fassen, völlig zerlöchert sind. Trotz mehrmaligen Klebens gab es immer noch irgendwo viele kleine undichte Stellen. Zum Glück hatte Dieter von der Orion noch 4 20l-Kanister übrig, die er nicht mehr braucht und so sollte die Wasserversorgung bis zu den Azoren sicher sein. Klar, wenn wir Squalls mit viel Regen erwischen, werden wir auch versuchen, Wasser aufzufangen aber wir wollen uns halt nicht komplett darauf verlassen.

Dann wurden noch einige Ladungen Wäsche an Deck gewaschen und am Samstag morgen ging es dann los. Wir konnten auch noch die RMS St. Helena beim Einlaufen beobachten, die alle 12 Tage in St. Helena Halt macht. Eines von nur noch zwei Booten weltweit, die sich Royal Mail Ship nennen dürfen.

Die Fahrt bisher war sehr angenehm. Stetiger Passatwind, wir fahren mit ausgebaumter Genua ca. 4,5 Knoten und versuchen uns wieder an den Segelrhythmus anzupassen. Schwierig zu sagen, wieviele Meilen wir noch vor uns haben. Direkte Luftlinie zu den Azoren wären es 3.400 Seemeilen von St. Helena. Das ist aber für unser Boot illusorisch, so hoch am Wind können wir nicht segeln. Wir haben vor, den Äquator bei 25 Grad West zu kreuzen und dann so gut wie möglich nach Norden zu kommen. Also kann man zu den 3.400 Meilen schon mal locker 1.500 Meilen dazurechnen. Werden wir es unter 50 Tagen schaffen? Das ist die große Wette auf der Thor, wir sind schon gespannt! Ich glaube ja, dass wir 53 Tage brauchen werden (ohne das irgendwie berechnet zu haben), Christian schätzt, dass wir knapp unter 50 Tagen bleiben. Es wird aber bestimmt unsere längste Überfahrt bisher auf der Reise. Von Panama zu den Marquesas haben wir übrigens 47 Tage gebraucht, das waren ca. 4200 Meilen.

Aktuelle Position (11.05.2015, 9.30 UTC):
13 31.038 S
008 11.891 W

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